Kennen Sie das? Sie sind seit Wochen nicht mehr pünktlich in den Feierabend gekommen, verbringen kaum noch Zeit mit Freund*innen und schlafen nicht mehr durch? Auch am Wochenende denken Sie permanent an Ihren Job? Das sollte Sie hellhörig machen – denn mit diesen Symptomen befinden Sie sich auf dem direkten Weg hin zu einem Burn-out. Als Ihre Gewerkschaft unterstützt ver.di Sie im Kampf gegen Überlastung und findet gemeinsam mit Ihnen Wege aus der Erschöpfung.
Wörtlich übersetzt bedeutet der Begriff „burn out“ so viel wie „ausbrennen“ und beschreibt das Gefühl, unter dem die Betroffenen leiden. Nach einer langen Phase extrem hoher körperlicher, emotionaler und geistiger Belastung bleibt ihnen keine Energie mehr, um ihren Aufgaben nachzukommen und den Alltag zu bewältigen.
Ein noch recht unbekanntes, aber nicht weniger gefährliches Erschöpfungssyndrom ist das „Stille Burn-out“. Dieses trifft oft Menschen, die normalerweise mit viel Leidenschaft und Engagement arbeiten. In einem schleichenden Prozess fällt es den Betroffenen immer schwerer, sich zu entspannen und neue Kräfte zu sammeln. Sie stehen ständig unter Strom, sind schnell gereizt, verspüren eine innere Unruhe, können schlecht schlafen und rutschen immer weiter in eine negative Gedankenspirale ab. Das Stille Burn-out wird deshalb oft als Vorstufe des klassischen Burn-outs gesehen.
Nicht jede*r mit einem stressigen Arbeitsleben oder Alltag reagiert mit einem Burn-out. Im Allgemeinen gibt es drei Leitsymptome, die ein Burn-outkennzeichnen und bei denen Betroffene oder Angehörige hellhörig werden sollten:
Haben Sie sich oder eine*n Angehörige*n gerade wiedererkannt, sind sich aber noch nicht ganz sicher? Beantworten Sie die folgenden Fragen und erhalten Sie eine unabhängige Einschätzung. Aber beachten Sie: Der Burn-out-Test ersetzt keinesfalls den Besuch bei Ärzt*innen oder Therapeut*innen.
Ich fühle mich in meinem Job motiviert.
An meinem Arbeitsplatz herrscht großer Konkurrenz- und Leistungsdruck.
Ich schaffe es oft nur knapp, auf der Arbeit mein Arbeitspensum einzuhalten.
Ich schaffe es, regelmäßig Pausen auf der Arbeit wahrzunehmen.
Für meine Arbeit bekomme ich von meinen Kollegen oder Vorgesetzten Lob und Anerkennung.
Ich vernachlässige Freundschaften und Hobbies zu Gunsten meines Berufes.
Meine Partnerschaft hat wegen meiner Arbeit spürbar Schaden genommen.
Ich beschäftige mich regelmäßig auch abends und am Wochenende mit beruflichen E-Mails oder -Anrufen.
Auf meiner Arbeit habe ich Gestaltungs- und Entscheidungsräume.
Ich leide an hohem Blutdruck, Kreislaufstörungen, Tinnitus oder anderen oben im Artikel genannten Erschöpfungszuständen.
Ich habe das Gefühl, dass ich es aus eigener Kraft nicht schaffe, auf Dauer im Job zu bestehen.
Achtung, es bestehen deutliche Hinweise auf ein Burn-out. Das Stresslevel am Arbeitsplatz, die andauernde Überlastung und der zu geringe Freizeitausgleich zeigen, dass die Gefahr eines Burn-outs hoch ist. Sie sollten Maßnahmen ergreifen.
Ihr Burn-out Risiko scheint gering zu sein. Achten Sie jedoch darauf, dass es so bleibt. Um einem Burn-out vorzubeugen, sind eine gesunde Ernährung und ausreichen Freizeit wichtig.
Ihr Burn-out Risiko ist erhöht. Versuchen Sie die Gründe für die überhöhte Arbeitsbelastung herauszufinden und die Arbeitssituation mit ihrem Arbeitgeber zu verändern. Arbeiten Sie nicht in Ihrer Freizeit und schaffen Sie einen Ausgleich zu Ihrer Arbeit. Körper und Geist brauchen Zeit zur Regeneration.
Wir haben Ihnen Tipps zusammengestellt, wie Sie einen Weg aus der Stressspirale finden können. Aber: Zögern Sie nicht, bei einem andauernden Erschöpfungszustand mit Ärzt*innen oder Therapeut*innen über mögliche Maßnahmen zu sprechen.
Tipp1: Identifizieren Sie Ursachen.
Versuchen Sie, die Gründe zu finden, die zur hohen Belastung führen. Sind Ihre eigenen Erwartungen zu hoch? Oder die Zielvorgaben Ihres Arbeitgebers? Ist die aktuelle Arbeitsbelastung dauerhaft oder wird sie bald wieder abnehmen?
Tipp 2: Sprechen Sie mit Freunden undFamilie.
Gemeinsam ist es oft einfacher, den Ursachen und Möglichkeiten auf den Grund zugehen. Nur wer das Problem erkennt, kann es auch angehen.
Tipp 3: Verändern Sie Ihre Arbeitssituation.
Es muss nicht zwangsläufig ein Jobwechsel sein. Aber permanenter Stress ist auf Dauer keine Option. Tauschen Sie sich mit Ihren Kolleg*innen aus und haben Sie keine Scheu, mit Ihrem Betriebs-oder Personalrat, mit Betriebsärzt*innen und Vorgesetzten über Möglichkeiten der Entlastung zu sprechen. Sollten Sie auf Unverständnis stoßen, überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Betriebs- oder Personalrat, ob Sie weiter in diesem Arbeitsumfeld arbeiten können und welche alternativen Möglichkeiten es gibt.
Tipp 4: Setzen Sie Grenzen.
Der Mensch ist keine Maschine. Und Sie müssen nicht jederzeit erreichbar sein.Machen Sie das Dienst handy in der arbeitsfreien Zeit aus, genießen Sie Ihren Feierabend und setzen Sie sich, Ihren Kund*innen und Ihrem Arbeitgeber Grenzen. Das schützt Sie vor Überlastung.
Tipp 5: Schaffen Sie einen Ausgleich zurArbeit.
Planen Sie Freizeit fest in Ihrem Terminplan ein und gönnen Sie sich auch während der Arbeitszeit Pausen. Achten Sie generell auf eine gesunde Lebensweise, wie z. B.auf eine ausgewogene Ernährung, feste Schlafenszeiten, genügend Bewegung und frische Luft. So stärken Sie Ihren Körper und steigern das eigene Wohlbefinden. Auch Entspannungstechniken können helfen: zum Beispiel autogenes Training oder Yoga.
Tipp 6: Suchen Sie sich frühzeitig ärztliche oder therapeutische Hilfe.
Esist nie zu spät, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, aber auch nie zufrüh. Zögern Sie deshalb nicht, schon bei ersten Anzeichen von Erschöpfung auf Ärzt*innen oder Therapeut*innen zuzugehen.
Tipp 7: Räumen Sie Ihrer Erschöpfung genügend Platz ein.
Ein Burn-out ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Blenden Sie deshalb die Signale Ihres Körpers nicht aus und versuchen Sie nicht, die Überlastung alleinzu bewältigen. Suchen Sie die „Fehler“ nicht bei sich, sondern gehen Sie von Anfang an in den Dialog.
Tipp 8: Lassen Sie es gar nicht erst zu einem Burn-out kommen.
Beherzigen Sie all diese Tipps auch, wenn Sie momentan keine Anzeichen von Erschöpfung verspüren. So lässt sich ein „Ausbrennen“ in vielen Fällen präventiv verhindern.
ver.di kämpft für bessere Arbeitsbedingungen. Mit einer ver.di-Mitgliedschaft gewinnen Sie einen starken Partner, der Ihnen im Falle eines Burnouts mit Rat und Tat zur Seite steht – inklusive kostenfreier Rechtsberatung und Rechtsschutz.
Beim Burn-out-Syndrom spielen viele Faktoren zusammen: beispielsweise ein übersteigertes Verständnis von Pflichterfüllung und Leistungserbringung, fehlende Anerkennung und/oder ein falsches Bild von sich selbst.
Anders, als oft behauptet, ist das Burn-out keineswegs ein „Manager-Syndrom“. Es kann jeden und jede treffen. Egal ob die Person in einer Führungsposition, in der Ausbildung, 50 oder 20 Jahre alt ist: Ist das Stresslevel im Job nicht mehr zu bewältigen und erzeugen zu hohe Erwartungen großen Druck, steigt das Risiko, an einem Burn-out zu erkranken.
Dabei kann körperliche und psychische Dauerbelastung durchaus einige Zeit gut gehen, was dazu führt, dass ein Burn-out oft erst spät erkannt wird. Hören Sie also unbedingt auf Ihren Körper. Spätestens, wenn die ersten Symptome einer Erschöpfung auftreten, sollten Sie sich möglicherweise eingestehen, dass es Zeit für eine Pause ist. Denn ein Burn-out entsteht nicht über Nacht. Es ist ein Prozess, der gestoppt werden kann, wenn Sie ihn frühzeitig erkennen.
Natürlich kann Ihr Arbeitgeber auch mal erwarten, dass bei Auftragsspitzen länger gearbeitet wird. Aber das darf nicht zur Regel werden und es muss ein entsprechender Ausgleich stattfinden. Denn: Andauernde körperliche und psychische Belastung müssen Sie sich nicht gefallen lassen. Personalmangel o.ä. auszugleichen, liegt nicht in Ihrer Verantwortung.
Wenn sich Ihr Chef zu keinem Gespräch oder einer Änderung der Arbeitssituation bereiterklärt, sollten Sie handeln:
Abgesehen davon, dass übermäßige Belastung Ihrer Gesundheit schadet, ist sie auch nicht rechtens. Ihr Arbeitgeber hat eine Fürsorgepflicht, die im Arbeitsschutzgesetz beschrieben ist. Das heißt, Ihr Arbeitgeber ist dafür verantwortlich, dass Beschäftigte ihrer Arbeit bestmöglich nachgehen können. Mehr noch: Der Arbeitgeber muss dafür sorgen, dass das Arbeitsverhältnis sozial gestaltet wird. Und dazu gehört auch, dass die Belastung, die Ihnen zugemutet wird, Ihre Gesundheit nicht beeinträchtigt.
Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG)
Das Arbeitsschutzgesetz dient der Sicherheit und dem Gesundheitsschutz der Beschäftigten. Es beinhaltet Grundsätze und konkrete Maßnahmen, welche Arbeitgeber rechtlich dazu verpflichten, die Arbeit für die Beschäftigten sozial verträglich und sicher zu gestalten.
Arbeitszeitgesetz (ArbZG)
Das Arbeitszeitgesetz regelt z. B., wie lange Beschäftigte am Stück gesetzlich arbeiten dürfen, welche Ruhepausen ihnen zustehen und ab wann Nachtarbeit beginnt. Es verpflichtet Arbeitgeber ebenfalls dazu, die Ruhezeit der Beschäftigten zu schützen, damit sich diese ausreichend erholen können.
Sozialgesetzbuch V (SGB V)
Das Sozialgesetzbuch – Buch Fünf – beinhaltet die Vorschriften und Regelungen in Bezug auf die gesetzliche Krankenkasse. So auch die Regelungen zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und zur Wiedereingliederung nach längerem Arbeitsausfall.
Was ist, wenn ich nicht ver.di-Mitglied bin?
Werden Sie es! Unsere Dienstleistungen finanzieren sich solidarisch aus den Beiträgen der Mitglieder. Deshalb ist es nicht möglich, ohne Mitgliedschaft Leistungen in Anspruch zu nehmen. Als Mitglied genießen Sie über den Rechtsschutz hinaus viele weitere Vorteile – und haben die Möglichkeit, sich durch ehrenamtliches Engagement aktiv einzubringen. Außerdem bietet ver.di zur Schulung und Qualifizierung eigene Seminare an, die allen Mitgliedern offenstehen.